Dein Arztgespräch ist nur so gut wie deine Fragen
- Anna Bergmann

- 7. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Wenn man noch nie eine KiWu-Behandlung durchlaufen hat, ist jeder Schritt auf dem Weg neu für einen. Gerade Arztgespräche können schnell überfordernd sein, einerseits weil man oft einen schlechten Bescheid bekommt (sonst würdest du da ja nicht sitzen...), andererseits weil man sich permanent für dieses oder jenes entscheiden muss.
Mein wichtigstes Learning
Am Anfang dachte ich, dass ich einfach zum Arztgespräch hingehe und mir die Tipps bzw. die Entscheidung anhöre und dann alles genau so mache. Das war ein falsches Schema: Ich wurde behandelt.
Was soll man auch anders erwarten? Auch ein guter Arzt hat hunderte Patientinnen und er wird die aus seiner Sicht bestmögliche Behandlung vorschlagen - dies allerdings erstmal aus Erfahrung, aus Durchschnittswerten und aus normaler Sorgfalt. Aber auch jede Statistik kennt Ausnahmen - und am Ende ist jede Patientin eine Ausnahme in einem bestimmten Bereich. Ärztinnen können nicht in die Glaskugel blicken und unsere Gedanken lesen, wenn wir sie nicht äussern. Deshalb habe ich gelernt:
Ein Arztgespräch ist nur so gut, wie die Fragen, die ich dazu stelle.
Das bedeutet nämlich vor allem, dass ich handeln kann und nicht nur be-handelt werde. Ich muss aktiv äussern, was ich möchte, was mir auf der Seele liegt, was ich nicht möchte. Nur so kann ein (guter) Arzt auch seine Einschätzung noch dem letzten Fine Tuning unterziehen und genau das ist matchentscheidend.
Hinzu kommt, dass gerade gynäkologische Behandlungen mit der Zeit eine psychische Ausnahmesituation bedeuten. Fast alle meiner Kundinnen haben kleinere oder grössere Traumata in diesem Zusammenhang erlebt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Arzt oder die Klinik gut waren, sondern allein auf ihre Wahrnehmung. Schon kleinste Grenzüberschreitungen können Traumata verursachen, weil es bei Traumata immer nur auf die subjektive Wahrnehmung ankommt. Wird zum Beispiel der nächste Handgriff in einer Untersuchung nicht angekündigt und war für die Patientin gerade noch unangenehm (weil sie einfach noch einen Atemzug gebraucht hätte), dann kann das ein Trauma geben. Viele Patientinnen verdrängen das total, aber irgendwann holt es sie ein. Umso wichtiger ist es, Arztgespräche und Untersuchungen proaktiv mitzugestalten, damit du jederzeit das Gefühl hast, dass du die Kontrolle hast und gesehen wirst.
Frag nicht: Wie sehen die Chancen aus bei der Methode XY?
Damit wirst du eine Standardantwort erhalten, mit der du nichts anfangen kannst.
Frag stattdessen: Wie sehen meine individuellen Chancen in Bezug auf die Statistik aus?
Damit zwingst du den Arzt nicht nur dazu, ganz genau hinzuschauen und deine eigenen Faktoren individuell zu beurteilen, sondern kannst dich auch in einer Gesamtstatistik einordnen. Das bietet dann Raum für Anschlussfragen, etwa was du noch tun kannst, um gleichauf mit der Statistik zu kommen, oder warum deine Chancen so viel besser sind und wie du dies auch künftig sicherstellen kannst. Merkst du, wie du gleich viel mehr aus einer Frage herausholen kannst?
Frag nicht: Darf ich mir das überlegen?
Erstmal darfst du alles. Niemand kann dich zu irgendeinem Eingriff oder zu irgendeiner Zusatzbehandlung zwingen. Viel zu oft wird sofort eine Entscheidung abgerungen, wo das gar nicht nötig ist.
Frag stattdessen: Bis wann würden Sie das an meiner Stelle entscheiden? Was ist aus Ihrer Sicht das wichtigste Kriterium?
Indem du fragst, wie lange du dir für die Entscheidung Zeit nehmen sollst, erreichst du den Arzt auf einer persönlichen Ebene. Indem du gezielt fragst, was er bzw. sie an deiner Stelle tun würde, erreichst du die emotionale statt der sachlichen Ebene. Auf der sachlichen Ebene kommen immer nur Fakten und Erfahrungswerte als Antwortgrundlage in Frage. Was du willst, ist aber eine Antwort, die auch zu dir passt und auf deine individuelle Gefühlslage eingeht. Indem du die Ärztin also emotional zwingst, sich in dich hineinzuversetzen, bekommst du eine viel akkuratere Antwort. Wenn das Hauptargument aus der Sicht des Arztes definiert wird, kannst du auch besser abschätzen, wie wichtig die Frage wirklich ist - oder eben nicht.
Frag nicht: Wie können wir das machen?
Dann wirst du auch eine allgemeine Antwort erhalten, die sich lediglich auf Erfahrungswerte mit vergleichbaren Patientinnen stützt - soweit die massgebenden Faktoren bekannt sind.
Frag stattdessen: Gibt es noch etwas, was für Sie wichtig wäre, um Ihre Empfehlung noch zu komplettieren?
Hier gibst du dem Arzt explizit nochmal die Möglichkeit, Anschlussfragen zu stellen und dich als Patientin noch besser zu fassen. Nicht selten kommen plötzlich noch mehr Punkte auf den Tisch, die anfangs kein Thema waren und siehe da - der Behandlungsplan kann weiter perfektioniert werden.
Oder sag einfach mal: Ich brauche noch einen Atemzug.
Bevor der nächste Ultraschall startet, bevor du die nächste Frage stellst. Kostet nichts, aber wirkt Wunder.
Als Vernehmungsspezialistin bin ich vermutlich der Schreck jedes Arztes, aber meine Kundinnen spielen mit meiner Vorbereitung in einer anderen Liga. Sie gehen vorbereitet und strukturiert in ihr Gespräch, sie stellen alle wichtigen Fragen und sie gehen gestärkt nach Hause und können ruhig schlafen. Genau das macht auf lange Sicht den Unterschied, denn Struktur und Klarheit sparen Unmengen von negativen Emotionen, Frust und Geld.
Du willst das auch lernen (ja das kannst du!):
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