Der grosse Mindset-Irrtum
- Anna Bergmann
- 12. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Heute sind Trigger mein Booster, weil ich einen Unterschied machen will, aber der Reihe nach…
Bestimmt kennst du den Satz, dass es ja nur am Mindset läge, wenn man Probleme hat schwanger zu werden. Ich habe diesen Satz selbst unzählige Male gehört und er hat mich jedes Mal verletzt und wütend gemacht und ich habe mich noch unverstandener gefühlt. Da plappert einfach jemand so daher, dass das ja am Mindset liegen müsse und ich selbst habe schon alles probiert und trotzdem klappt es nicht.
Das Thema Mindset hat mich immer besonders unsicher gemacht, denn wie du ja vielleicht weisst, wurde bei mir und bei meinem Partner nie eine Diagnose gefunden. Wir begannen jede IVF als vermeintlich einfacher Fall, wurden aber genauso wie das Klinikpersonal ernüchtert, wenn es sich als doch nicht so einfach herausstellte. Gerade weil vordergründig keine Ursache gefunden werden konnte, lies sich mich vom „Mindset-Problem“ besonders leicht gaslighten, denn ich hielt es zumindest für eine mögliche Ursache, wenn die Ärztinnen schon keine andere Antwort fanden.
Konkret geht es bei diesem gut gemeinten aber zerstörerischen Tipp darum, dass man sich gedanklich halt einfach optimal auf die Schwangerschaft einstellen soll, indem man viel daran denkt, sich vorstellt wie das sein soll und sich dabei ganz locker denkt (denkt jetzt nicht an den blauen Elefanten!), dass man es ja ganz gelassen angehen kann.
Dass das nicht stimmt, sondern ein geradezu willkürlicher, anmassender und völlig unwissenschaftlicher Ratschlag ist, musste ich auf die harte Tour lernen. Eine Schwangerschaft kann man nicht mit Gedanken herbeiführen, genauso wenig wie man mit puren Gedanken verhüten kann oder einen Marathon laufen kann.
Ich war längst Mama, als mich dieser gut gemeinte, aber fatale Ratschlag dann nochmal einholte. Als ich vor einem Jahr mein Business gestartet habe, arbeitete ich mit einem Business-Coach zusammen und entwickelte mein Programm gemeinsam mit anderen Frauen, die in jeweils ihren Domänen auch ein Angebot aufstellten: Ernährungsberatung, Stilberatung usw. Mit dabei war eine Mama, die sich als Life Coach etablieren wollte und zwar in der Art - ich sags einfach - worauf die Welt nicht wartet, weil es schon zweitausend andere solche Wischiwaschi-Angebote gibt. Es sollte ein Gaslighting-Angebot vom Feinsten werden, wie man den Weg wieder zurück zu sich selbst findet, wie man seine Blockaden loswerden kann, wie man ein besserer Mensch werden kann. Im Rahmen des Coachings mussten wir auch unser Angebot den jeweils anderen Teilnehmerinnen vorstellen. Bevor ich mit meiner Präsentation begonnen hatte, flötete sie schon allwissend, dass schwanger werden ja ganz viel mit dem Mindset zu tun habe.
Ich sag mal so: Die Challenge war in dem Moment angenommen. Ich kam mir vor wie bei der Höhle der Löwen, denn mein Angebot wehrt sich genau gegen solche falschen Freunde. Die Frau war eine ganz sympathische, darum gehts mir gar nicht, sie meint es mit ihren künftigen Kundinnen sicher auch gut, aber genau solches Halbwissen führt jeden Tag dazu, dass andere Frauen sich schlecht fühlen, sich als Versagerinnen sehen und dass überhaupt das Thema Kinderwunsch so einen schweren Stand hat.
Was soll ich sagen: Es wurde die Pitch meines Lebens. Ich habe selten ein so emotionales Plädoyer gehalten wie die Präsentation meines Angebots - und ich habe schon viele Plädoyers gehalten. Es ging längst nicht mehr um mich - sondern um euch alle da draussen.
Dabei habe ich überhaupt nichts gegen Mindset! Im Gegenteil: Ich habe mich während all meinen KiWu-Jahren sogar extrem mit dem Thema Mindset befasst und ich verfüge über ein absolut perfektioniertes Mindset in dieser Hinsicht - aber mit dem grossen Unterschied, dass ich mir nicht einrede, davon schwanger werden zu können. Stattdessen habe ich mein Mindset geschärft, da wo es wirklich wehtut, aber auch da wo es etwas bringt: Wie überlebe ich eine Schwangerschaftsverkündung im Büro, wenn die Alternative ist schreiend wegzurennen? Wie bereite ich mich auf ein Arztgespräch vor, damit ich auch bei einem drohenden negativen Bescheid nicht die Fassung verliere? Wie motiviere ich mich Monat für Monat realistisch, um weiterzumachen? Was geht mir zehn Minuten vor einer Follikelpunktion durch den Kopf und wie mache ich diese Situation leichter? DAS ist das Mindset, das ich mir erarbeitet habe und das mich durch alle diese Behandlungen getragen hat.
Mein Standpunkt, dass man allein durch das Mindset nicht schwanger werden kann, ist unbequem. Manche Leute entfolgen mir deshalb - so auch die besagte Teilnehmerin aus dem Kurs. Seit einem Jahr durfte ich aber schon dutzende Frauen und auch Paare betreuen, die meinen alternativen Ansatz seitdem jeden Tag anwenden - da wo es wehtut, weil es noch wehtut, aber weil es damit wenigstens weitergeht. Um eine Chance auf eine Schwangerschaft zu haben, braucht es kein Rosa-Wolken-Mindset, sondern ein Kämpferinnen-Mindset, denn eine KiWu-Reise ist keine Woche auf dem Ponyhof, sondern eine Olympiade, für die einen niemand angemeldet hat, bei der man aber trotzdem ins Ziel kommen muss.
Und was wurde aus der Mindset-Mama? Nun, sie hat mir nach meinem Pitch freundlich die LinkedIn-Verbindung gekappt – vermutlich, um sich nicht zu sehr aus ihrer Komfortzone tragen zu lassen. Ihr Angebot ist bis heute online, aber Kunden scheinen bisher eher auf sich selbst zurückzufallen. Vielleicht liegt’s daran, dass echtes Coaching mehr braucht als gute Laune und hübsche Formulierungen. Es braucht Tiefe, Erfahrung und die Bereitschaft, sich dorthin zu wagen, wo es wehtut. Genau das ist es, was mein Ansatz bietet – kein Wegträumen, sondern echtes Durchhalten. Mindset? Ja. Aber nicht als Pflaster, sondern als Werkzeug.
Bist du bereit, deinen Werkzeugkasten neu aufzufüllen und deine KiWu-Reise nochmal neu zu denken? Buche dir gleich dein kostenloses Erstgespräch!
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