Eizellenspende - praktische Fragen
- Anna Bergmann
- 7. Juni
- 4 Min. Lesezeit
In diesem Beitrag möchte ich dir die Rahmenbedingungen der Eizellenspende näher bringen. In den meisten europäischen Ländern ist die Eizellenspende verboten, sodass Ärztinnen diese Option nicht proaktiv ansprechen dürfen, weil man ihnen sonst unterstellen könnte, dass sie für einen verbotenen Eingriff Werbung machen. Deshalb sind mir schon viele Fälle begegnet, bei denen dieses Thema nie angesprochen wurde, stattdessen wurde einfach mit den bisherigen Methoden weiterbehandelt, was für die Patientin je nach dem mit geringeren Erfolgschancen verbunden war. Mit diesem Beitrag möchte ich unabhängig ein paar grundlegende Informationen vorstellen, damit Patientinnen diese Option von Anfang an berücksichtigen können.
Für wen eignet sich eine Eizellenspende?
Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Qualität der Eizellen ab, ganz konkret steigt der Anteil der genetisch fehlerhaften Eizellen ab ca. 35 Jahren immer weiter an. Die Qualität der Eizellen kann zwar durch einen gesunden Lebensstil positiv beeinflusst werden (hierzu findest du mehr Infos in meinem Onlinekurs "Eizellen Upgrade"), aber die altersbedingten Einschränkungen können nicht vollständig ausgeblendet werden.
Die Eizellenspende kommt somit ab einem bestimmten Alter in Betracht, wenn sich nicht genügend befruchtbare und qualitativ gute Eizellen gewinnen lassen. Weitere Konstellationen könnten z.B. die frühzeitigen Wechseljahre sein, wobei der Körper den Zyklus Jahrzehnte zu früh einstellt. Dann reifen gar keine Eizellen mehr und eine Schwangerschaft kann - wenn überhaupt - nur stattfinden, wenn der Körper künstlich in einem hormonellen Status gehalten wird, der dem Zyklus entspricht. Die Grenzen dazu sind fliessend, aber in der Regel gibt ein niedriger AMH-Wert schon einen guten Hinweis, dass eine Eizellenspende in Frage kommen könnte. Der AMH-Wert gibt über die Eizellenreserve Auskunft. Wenn diese zu gering ist, kommt es bei einer Stimulation nur zu sehr begrenzten Ergebnissen.
Weitere Ansatzpunkte für eine Eizellenspende können auch Frauen nach einer Krebsbehandlung sein, die keine eigenen Eizellen einfrieren konnten. Auch bei lesbischen Paaren kann die Eizellenspende zum Einsatz kommen, indem die eine Partnerin die Eizelle spendet und die andere das Kind austrägt. So sind beide im erweiterten Sinne biologische Eltern.
Wie läuft eine Eizellenspende ab?
Beim Ablauf gibt es zwei Möglichkeiten. In einem Frozen-Zyklus werden zuerst der Spenderin die Eizellen entnommen und danach befruchtet und eingefroren oder erstmal eingefroren. Dazu ist eine Hormonstimulation mit Follikelpunktion nötig (genau gleich wie bei einer IVF). Direkt eingefroren werden die Eizellen, wenn es sich erstmal um eine unbestimmte Spende handelt. Da beim Auftauen oft Eizellen kaputt gehen können (bzw. die Rate an eingehenden Zellen höher ist bei Eizellen als bei Blastos) wird das nur gemacht, wenn es noch keine Empfängerin gibt. Im Idealfall werden die Eizellen direkt nach der Entnahme befruchtet. Wenn eine Blastozyste daraus entsteht, wird diese dann eingefroren. Sobald die Empfängerin dann zyklusmässig am richtigen Tag angekommen ist, wird der Embryo dann eingesetzt.
Bei der zweiten Option werden die Zyklen der beiden Frauen (Spenderin und Empfängerin) koordiniert. Dazu wird meistens der Zyklus der Empfängerin medikamentös so reguliert, dass beide gleichzeitig ihren Eisprung haben (dann wird die Eizelle der Spenderin entnommen), wobei die Eizelle dann sofort befruchtet wird und im frischen Zyklus der Empfängerin gleich wieder eingesetzt wird.
Wo ist die Eizellenspende erlaubt?
In Europa ist die Eizellenspende in Dänemark, Spanien, Tschechien und Österreich erlaubt. Die Voraussetzungen dabei sind aber sehr unterschiedlich. In den drei erstgenannten Ländern ist ausschliesslich eine anonyme Eizellenspende erlaubt, wobei die Spenderin nur nach groben Kriterien (Haarfarbe, Grösse usw.) ausgewählt wird. In Österreich ist unter engen Voraussetzungen auch eine Spende durch eine bekannte Frau möglich, z.B. wenn die Schwester oder eine Freundin Eizellen spenden möchte. Dabei muss immer auch berücksichtigt werden, wer eine Eizellenspende empfangen darf. Obwohl wir im Jahr 2025 sind, gibt es dabei grosse Unterschiede, z.B. dass es sich um ein verheiratetes Paar handeln muss, dass eine Diagnose vorliegen muss usw. Gerade bei gleichgeschlechtlichen Paaren ist dies eine wichtige Frage, da die eingetragene Partnerschaft (so heisst es in der Schweiz) rechtlich nicht vollkommen gleichgestellt ist zur Ehe. So sind lesbische Paare in manchen Ländern von gewissen Behandlungsmethoden ausgeschlossen, die an sich zugelassen sind. Ebenso können Single-Frauen nicht überall alle Behandlungen in Anspruch nehmen, in Tschechien etwa ist keine IVF für Singles möglich bzw. nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen.
Weiter ist die Eizellenspende in den USA erlaubt, dort weichen die gesetzlichen Regelungen allerdings von Staat zu Staat stark ab und ändern sich gerade auch wieder signifikant unter der Trump-Regierung.
Was ist wenn meine Schwester mir Eizellen spenden will?
Das ist unter sehr engen Voraussetzungen in Europa nur in Österreich oder in den USA möglich. In allen anderen Ländern ist die Spende ausschliesslich anonym möglich.
ROPA-Methode für Regenbogenfamilien
Bei der ROPA-Methode werden der einen Partnerin eines lesbischen Pärchens die Eizellen entnommen, anschliessend befruchtet und dann der anderen Partnerin eingesetzt. So ist die eine Partnerin die genetische Mutter, während die andere das Kind austrägt und somit die biologische Mutter ist. Diese Variante der Eizellenspende ist in Dänemark und in Spanien zugelassen.
Was kostet eine Eizellenspende?
Aufgrund des hohen Aufwandes für die Spenderin ist die Eizellenspende das teuerste Verfahren der Reproduktionsmedizin. Allein die gespendete Eizelle kostet rund € 7'000.--, darin enthalten sind meist die Stimulationsmedikamente für die Spenderin. Hinzu kommen die Kosten für die Behandlung der Empfängerin, der Spendersamen sowie diverse zusätzliche Voruntersuchungen (z.B. Screening, Matching, Zyklusregulierung usw.). Realistisch gesprochen ist ein Zyklus mit Eizellenspende nicht unter € 10'000.-- zu erwarten, hinzu kommen Hotel- und Reisekosten. Die Kosten werden in keinem Land von der Krankenkasse übernommen.
Du willst mehr wissen? In meinem zweiten Blogbeitrag geht es um die ethischen Fragen der Eizellenspende, über die sich auch viele Patientinnen ausführlich Gedanken machen.
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