Vortrag Teil 3: So habe ich das Ruder herumgerissen
- Anna Bergmann

- 25. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Am 18. Oktober 2025 habe ich bei der Wish for a Baby Messe in Köln einen Vortrag zu folgendem Thema gehalten: 32 Kinderwunsch-Behandlungen - Manifestieren bis der Arzt kommt? Wie ich es geschafft habe, zu meiner eigenen Anwältin zu werden.
Den Vortragstitel habe ich deshalb gewählt, weil ich immer wieder gefragt werde, ob die Zahl 32 ein Druckfehler sei und wenn ich verneine, wie ich dies dann geschafft habe. In diesem dreiteiligen Beitrag greife ich den Vortrag als Blogbeitrag nochmals auf und ergänze ihn mit einigen Praxistipps für dich. Es ist wichtig, dass du alle drei Teile nacheinander liest, damit du den grössten Mehrwert durch die Tipps bekommst.
Gerade war ich noch das Häufchen Elend vor dem Spiegel gewesen, aber plötzlich begann es in mir zu rumoren. Meine Lebensgeister wurden neu erweckt und plötzlich war da ein Kampfgeist, den ich so noch nicht kannte.
Statt mich weiter mit Meditationsübungen und dem ganzen Wohlfühl-Blabla aufzuhalten, was mich am Ende doch nicht weiterbrachte, krempelte ich in diesem Moment die Ärmel hoch und begann zu managen.
Ich liess meine Gedanken mal 360° Grad herumkreisen und sammelte die ganzen Trigger, die meine Reise so schwer und so zermürbend machten. Dann begann ich Schritt für Schritt, jeden Lebensbereich zu optimieren.
Um ein paar Beispiele zu nennen:
Viele Betroffene sind bei der Arbeit ständigem Stress ausgeliefert, wie sie Arzttermine während der Arbeitszeit unterbringen. Ich habe begonnen, eine rechtlich und emotional verträgliche Strategie zu entwickeln, mit der es auch langfristig möglich ist, KiWu-Behandlungen unterzubringen. Spoiler: Es wurden 32 Behandlungen und ich wurde dafür weder gekündigt, noch hat jemals jemand etwas erfahren.
Kliniken fertigen Patientinnen manchmal wie eine Nummer ab. Ich habe begonnen, mich auf Arzttermine wie auf Gerichtsverhandlungen vorzubereiten. Dadurch wurde ich zum Ärzteschreck, aber ich kann euch garantieren, dass ich mit den Antworten rausging, die ich haben wollte. Bei mir gab es nicht länger Arzttermine am Freitag um 16 Uhr, nach denen ich noch mehr Fragen als vorher im Kopf hatte und wonach mein Wochenende ruiniert war, bis ich am Montag wieder anrufen konnte. Ab dann ging ich mit neuen Perspektiven aus Arztterminen raus. Mein Kopf war danach frei und ich konnte ruhig schlafen.
Ich entwickelte Strategien, wie ich trotzdem an einen Arzttermin komme, auch wenn ich es mit einer unfreundlichen MFA zu tun habe. Selbst wenn diese Strategie nur 9 von 10 Mal funktioniert, habe ich danach keinen Mental Load.
Ich befasste mich in der Tiefe mit KiWu-Kliniken und wechselte in eine Klinik, in der ich ernst genommen wurde und nicht nur be-handelt wurde, sondern einbezogen wurde. Ich musste ab da keinem Rezept mehr nachrennen, man hatte Zeit für mich und ich fühlte mich dort gut aufgehoben. Heute weiss ich, bei welchen Red Flags es Zeit ist, die Klinik zu wechseln und mit welchen Antworten man sich nicht abspeisen lassen muss.
Früher hatte ich Panik vor Parties, weil mich ja jemand hätte nach meiner Familienplanung fragen können. Solche Fragen oder übergriffigen Kommentare versauten mir nicht nur den Spass am Sozialleben, sondern warfen mich oft um Tage zurück und zerstörten mein Selbstbewusstsein. Bis ich begann, solche Konversationen vorzubereiten und so einzuüben, wie ich einen Mandaten vor Gericht auf eine Befragung vorbereite. Plötzlich reagierte ich auf solche Fragen souverän und hatte wieder Spass an Abenden mit Freundinnen.
Sehr schnell merkte ich, dass der Schlüssel nicht in Räucherstäbchen und Wohlfühl-Sprüchen liegt, denn es gibt auf dieser Reise echte Scheisstage, an denen das Selbstwertgefühl einfach im Keller ist. Statt sich dann aber dem Strom auszuliefern und weggeschwemmt zu werden, gibt es so viele Lebensbereiche, in denen man das KiWu-Thema aktiv in die Hand nehmen kann.
Das gibt einem Stück für Stück die Kontrolle zurück, die man sonst auf ewig verliert. Schnell habe ich gemerkt, wie mir das ein besseres Gefühl gibt, wie ich selbst nicht immer nur das Opfer der Situation bin, sondern mein Leben auch noch ohne Kind aktiv so gestalten kann, dass es mir dabei gut geht. Schlussendlich wollte ich einen Weg finden, wie ich dauerhaft - oder halt so lange wie notwendig - auf dieser schwierigen Reise überleben konnte.
Natürlich hätte ich mir nicht ausgemalt, dass es 32 Runden brauchen würde, aber schon nach wenigen weiteren Versuchen hatte ich meinen Tiefpunkt überwunden und die Versuche 10-32 wurden deutlich leichter. Mit der Zeit habe ich meine Strategie immer weiter perfektioniert, bis sie sämtliche Lebensbereiche umfasste und das gebe ich heute an andere Betroffene weiter.
Die schiere Zahl von 32 Behandlungen ist der Garant dafür, dass man sehr vieles im Kinderwunsch beeiflussen kann. Zu agieren ist zwar auch nicht immer einfach, aber es ist auf Dauer zigfach einfacher, als immer nur zu re-agieren.
Tipps & Impulse für dich:
Löse dich von Stressreduktion, die für den Alltag von normalen Menschen gedacht ist. Studien zeigen, dass unerfüllter Kinderwunsch so schwerwiegend wirkt, wie einen nahen Angehörigen zu verlieren - bloss dauerhaft. Fokussiere dich lieber auf die Bereiche, die du spürbar beeinflussen kannst.
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