Meditation & Kinderwunsch - so funktioniert es (nicht)
- Anna Bergmann
- vor 6 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Obwohl ich ausgebildete Yoga-Lehrerin bin und das Thema Meditation generell sehr gerne mag, waren meine ersten Erfahrungen damit im Kinderwunsch alles andere als positiv. Gerne wird Meditation als Allheilmittel verkauft, um dem stressigen KiWu-Alltag etwas Ruhiges entgegenzusetzen, oder gar um davon schwanger zu werden. Ganz so einfach ist es leider nicht.
Unerfüllten Kinderwunsch ohne Stress gibt es nicht. Der Alltag zwischen Terminen, Ausreden, negativen Tests und überzogenen Kreditkarten ist schwer und das lässt sich mit Meditation nicht heilen.
Wenn wir also entweder den Anspruch haben, durch wenige Minuten Meditation am Tag ein stressiges Problem aushebeln zu können, oder uns gar vorstellen, mit genügend Meditation schwanger zu werden, dann kann das nur im Frust enden.
Dazu ist es mir wichtig festzuhalten, dass Entspannungstechniken für "normalen Alltag" auch nur dafür gedacht sind. Betroffene von unerfülltem Kinderwunsch haben noch viele zusätzliche Belastungen, die nicht einfach mit Alltagstipps gelöst werden können. Trotzdem kann Meditieren aber in eng umschriebenen Bereichen einen positiven Effekt haben.
Mit der Zeit habe ich für Meditation deshalb einen anderen, alternativen Einsatzbereich gefunden, der mich wirklich weitergebracht hat und der auch in schwierigen Momenten funktioniert hat.
Als ich diesen Artikel schreibe, habe ich gerade meine vierte Fehlgeburt bzw. einen medizinisch notwendigen Schwangerschaftsabbruch hinter mir und tatsächlich ist Meditation in dieser Form, wie du sie gleich kennenlernen wirst, das Einzige, was mich durch die ersten Tage getragen hat.
Es geht nur um eines: Dass du dich mit der Meditation besser fühlen wirst, als ohne.
Ich nenne es noch nicht mal ein Ziel, denn in Krisensituationen möchte man sich nicht auch noch im Ziele kümmern. Es geht also nicht darum, schwanger zu werden, etwas zu erreichen, Stress zu minimieren usw. Es geht einzig und allein darum, dass du dich mit den folgenden Übungen in ein paar Minuten besser fühlen wirst, als wenn du sie nicht durchführen würdest und das ist unter dem Strich ein Fortschritt.
Meditations-Techniken für Tage, an denen gar nichts mehr geht
Wenn du gerade einen richtigen Scheisstag hast - warum auch immer, kann Meditieren dir helfen, für ein paar Minuten abzuschalten. Wichtig ist dabei, dass man das nicht richtig oder falsch und auch nicht besser oder schlechter machen kann. Die nachfolgend vorgestellten Techniken sind reine Überlebenstechniken, die einige Minuten ein kleines bisschen erträglicher machen.
Stelle eine Musik ein, die für dich gerade stimmig ist. Es kann eine typische Meditations-Musik sein, aber auch jede andere Musik ist gut, wenn sie dir gefällt. Auch klassische Musik oder Filmmusik können passen.
Übung 1: Versuche die Augen zu schliessen und komme mit ein paar Atemzügen erstmal an. Wenn du gerade einen sehr schweren Tag hast, dann geht es heute nur um deinen Atem. Atme langsam ein und aus und spüre erstmal deinen Atem. Es kann sein, dass sich deine Brust beengt anfühlt und dass dein Atem flach ist. Vielleicht fällt es dir schwer, deine Lungen ganz zu füllen. Nimm dir einfach einen Moment Zeit und gib deinem Atem etwas Raum. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn du dich nicht konzentrieren kannst, oder wenn du zwischendurch die Augen öffnen musst. Die alleinige Verbindung mit dem Atem und due Beruhigung des Atems entlasten bereits dein Nervensystem. Wenn es dir hilft, kannst du auch im Takt der Musik versuchen zu atmen.
Übung 2: Schliesse die Augen und fokussiere dich nur auf deine Verbindung zum Boden. Wenn du nicht bequem sitzt, empfehle ich dir, ein Kissen oder einen Yogablock unter deine Sitzbeinhöcker zu nehmen. Diese Haltung lässt deine Hüfte nach vorne kippen und entlastet automatisch den Rücken. Der Energiefluss in die Beine ist dabei frei. Wenn du an deinen Atem denkst, stelle dir vor, dass du jeden Atemzug nach unten ausatmest und du mit jedem Atemzug tiefer in die Erde sinkst. Spüre die Körperstellen, die einen Kontakt zum Boden haben und fühle, wie sie immer schwerer werden. Auch hier ist es vollkommen irrelevant, wenn du die Augen öffnen musst, oder wenn du dich zwischendurch bewegst. Bereits wenige Minuten unterbrechen dein vorheriges Gedankenkarussell oder bringen dich anderweitig weg von deinem früheren Tag.
Übung 3: Suche dir ein klassisches Musikstück aus und folge nur einem einzigen Instrument. Zwischendurch kannst du auch wieder abschweifen und einfach das Musikstück zu Ende hören, oder du kehrst wieder zu einem Instrument zurück. Tipp für ein Lied: Now we are free (aus dem Film Gladiator, extended Version by Lisa Gerrard). Dieses Lied ist nicht ganz so ruhig wie die meisten Meditations-Tracks, aber es hat schöne Harmonien und dynamische Verläufe drin, sodass man ihm sehr gut folgen kann. Ich höre mir gerne die Extended Version in Endlosschleife an.
Meditationstechniken für Anfänger für normale Tage
Mache vor deinem inneren Auge eine kleine Körperreise. Du kannst dazu sitzen oder liegen - was auch immer für dich gerade bequem ist. Wenn du möchtest, kannst du auch eine sanfte Musik einschalten. Beginne bei den Zehen und gehe in Gedanken langsam deinen Körper von unten nach oben durch (und wieder zurück). Wenn sich das für manche Körperteile unangenehm anfühlt, lass sie einfach aus. Mache die Übung am Anfang nur für wenige Minuten. Es macht nichts, wenn du mal abschweifst.
Suche dir eine Farbe aus, die dir gefällt. Spüre dann deinen Atem, wie er über die Nase in deinen Brustkorb und bis in den Bauch kommt, danach spüre die Ausatmung in umgekehrter Reihenfolge. Wenn du möchtest, kannst du dir vorstellen, dass sich dein Körper bei jeder Einatmung mit dieser schönen Farbe ausfüllt, die sich wie eine gute und friedliche Energie in deinem Körper ausbreitet. Mit jeder neuen Einatmung wird die Farbe klarer und heller. Zum Schluss lässt du die Farbe deinen Körper erhellen und geniesst dieses angenehme Gefühl für ein paar Minuten.
Mein Geheimtipp: Die Solfeggio-Frequenzen
Ob die Wirkung tatsächlich stimmt oder nicht, ist bisher noch nicht wissenschaftlich belegt. Aus eigener Erfahrung kann ich aber durchaus bestätigen, dass die Solfeggio-Frequenzen einen wohligen Effekt haben können. Dabei handelt es sich um Musikstücke im Genre der Entspannungsmusik, die vereinfacht gesagt mit mittelalterlichen Tonleitern komponiert sind. Die Töne sind in ganz genau definierten Frequenzbereichen angeordnet, denen nachgesagt wird, dass sie zu einem besonders starken Entspannungseffekt des Nervensystems führen.
Dass Musik in unsere Seele eindringen kann, ist sicherlich unbestritten, denn wir alle kennen Lieblingslieder oder verbinden sogar ganz bestimmte Erinnerungen mit einem Stück.
Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass Musik Orte in der Seele erreichen kann, wo Worte niemals hinkommen können.
Den Solfeggio-Frequenzen wird nachgesagt, dass sie ganz tiefene Ebenen unserer Seele bzw. unseres Unterbewusstseins erreichen und deshalb dazu beitragen, dortige Anspannungen zu lösen. Selbst wenn das nicht so sein sollte - die Musik kann einem trotzdem ein paar Minuten Auszeit bescheren und allein das ist schon ein positiver Effekt.
Playlisten zu den Solfeggio-Frequenzen findest du bei Spotify oder bei Youtube.
Einfach probieren
Meditieren ist nicht wie einen Marathon zu gewinnen. Gerade in Krisensituationen geht es überhaupt nicht darum, was morgen ist oder wie etwas gemacht wird. Es geht nur darum, für einen kleinen Moment den Stecker ziehen zu können, wenn man das Drumherum gerade nicht mehr erträgt. Da das Nervensystem aber schon maximal belastet oder sogar überlastet ist, muss es für die Übungen kein Ziel geben. Das Ziel ist bereits erreicht, wenn ein paar Minuten lang ein besseres Gefühl erreicht werden kann, als wenn du nicht meditieren würdest.
Unter normalen Umständen ist Meditation nichts, was einfach so vom einen Tag auf den anderen klappt. Es ist wichtig zu wissen, dass es auch Tage gibt, an denen man sich einfach nicht konzentrieren kann - dann darf man es auch bleiben lassen. Meditation braucht ein wenig Übung, wenn man in der Tiefe davon profitieren will, aber nicht immer ist dafür in einem KiWu-Alltag genug Platz. Das ist überhaupt kein Problem, denn auch schon die Notfall-Techniken für echte Scheisstage haben einen guten Effekt.
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