top of page

PUPO - darum ist dieses Konzept toxisch positiv (womit du stattdessen arbeiten kannst)

Viele Patientinnen bekommen diesen Satz unmittelbar nach einer Insemination oder nach einem Embryotransfer zu hören: "Gratulation, du bist jetzt POPA - pregnant until proven otherwise!", also schwanger bis das Gegenteil bewiesen wurde.


In diesem Moment verspürt man einen Endorphinschub, denn es fühlt sich tatsächlich so an, als sei man so richtig schwanger und der Gedanke an den wachsenden Bauch, vielleicht an die herbeigesehnte Übelkeit und natürlich an die ersten Einkäufe für das Baby liegt näher denn je.

Leider kommt nach zwei Wochen oft die Ernüchterung und das -UPA kommt zum Zug: plötzlich ist man "proven otherwise" und eben doch nicht schwanger. In diesem Beitrag möchte ich erklären, warum PUPA toxisch positiv ist und warum ich nach einigen Runden davon Abstand genommen habe, mich mit diesem Konzept zu motivieren.


Toxisch positiv weil vereinfacht

Insbesondere nach einer Insemination ist man faktisch noch nicht schwanger - wer etwas anderes behauptet, blendet einfach eine Menge medizinischer Faktoren aus. Die Eizelle muss zunächst befruchtet werden und schon das scheitert in natürlichen Zyklen jedes dritte, vierte Mal - weil das statistisch völlig normal ist. Eine befruchtete Eizelle muss ihren Weg in die Gebärmutter finden, dann muss sie sich dort einnisten. Hier beginnt auch der Weg eines eingesetzten Embryos. Auch wenn es sich um einen lebenden Organismus handelt, muss sich dieser zuerst erfolgreich einnisten. Dabei wird nicht einfach von der einen Minute auf die andere ein Schalter umgelegt, sondern die Einnistung findet in mehreren Schritten statt - von denen leider auch manche schief gehen können. Die Einnistung ist vollzogen, wenn sich der kleine Organismus so an denjenigen der Mutter angedockt hat, dass ein Blutaustausch stattfindet und er weiterwachsen kann. Dann hat auch der Körper der Mutter registriert, dass ein Untermieter eingezogen ist und er beginnt mit der Produktion von HCG. dem Schwangerschaftshormon. Erst dann ist eine Schwangerschaft mittels Blut- oder Urintest nachweisbar.


Es müssen also zuerst eine Menge Schritte erfolgreich durchlaufen werden, bis man von einer Schwangerschaft sprechen kann. Leider ist es möglich, dass die ersten drei, vier Schritte zwar korrekt ablaufen, dass es aber wegen einem fehlenden letzten Schritt doch nicht zu einer Schwangerschaft kommt.


Umgekehrtes Argument

Schwanger bis das Gegenteil bewiesen ist, ist ein verkehrt herum aufgebautes Argument. Anders gesagt: Wenn ich sage: "Wenn es regnet, dann wird es nass", dann stimmt das in dieser Reihenfolge. PUPO suggeriert aber das Gegenteil: Es wird nass, dann regnet es. Diese Art des Arguments impliziert, dass man in jedem Fall schwanger ist, dass aber dann andere Faktoren eintreten können, bis es nicht mehr so ist und dies dann bewiesen werden kann. Das ist falsch, denn die Entstehung einer Schwangerschaft funktioniert genau andersherum.


Die Wahrscheinlichkeit spielt auch eine Rolle

Wenn wir von dem Konzept PUPO sprechen, dann bildet dies die Wahrscheinlichkeit nicht akkurat ab. Bei einer Insemination besteht je nach Alter der Frau eine grobe Erfolgsschance von 10-20% in einem Zyklus, bei einer IVF muss dies weiter differenziert werden. Bei IVF-Behandlungen wird die Wahrscheinlichkeit in Klinikstatistiken oft in Bezug auf einen ganzen Zyklus angegeben, das bedeutet, dass damit alle bei einer Eizellenentnahme gewonnenen Eizellen gemeint sind, die teilweise über mehrere Embryotransfers hinweg eingesetzt werden. Je nach Ausgangslage liegt die Erfolgsquote bei einer IVF zwischen 30 und 60%, dies jedoch gesamthaft mit mehreren Transfers. In einer durchschnittlichen IVF kommt es vielleicht zu drei Transfers, wobei die Chance pro Transfer wiederum viel niedriger ist. Wenn man dies nüchtern betrachtet, ist also in jeder Konstellatin die Wahrscheinlichkeit grösser, nicht schwanger zu sein, als schwanger zu sein. Das Konzept Pupo suggeriert aber genau das Gegenteil.


Mir geht es nicht darum, einen Versuch möglichst negativ zu sehen, sondern einfach realistisch. Konzepte wie Pupo führen dazu, dass wir sehr schnell in einen Strudel von positiven Emotionen gelangen können - schliesslich sind wir ja gemäss diesem Konzept schon schwanger - und dabei verliert man sehr leicht aus den Augen, dass es eben auch anders sein könnte.

Wenn dann in der übermütigen Euphorie schon Strampler gekauft werden, oder die Wandfarbe fürs Kinderzimmer ausgesucht wird, dann ist der Fall umso tiefer, wenn am Ende des Monats wider Erwarten nur ein Strich auf dem Test ist.


Natürlich verstehe ich auch, dass Kliniken generell ein positives Ambiente schaffen wollen und ihre Patientinnen bestärken wollen, dass es klappen kann. Das geht nach meiner Erfahrung aber auch anders, ohne dass man dabei einen Erfolg suggeriert, den es so gar nicht so leicht gibt.


Welche Konzepte du stattdessen verwenden kannst

Erstmal ist es wichtig zu betonen, dass du schon einen langen Weg gegangen bist. Du hast dich in die KiWu-Klinik begeben und bist am richtigen Ort, dass du deinem Wunsch ein grosses Stück näher kommst. Mit jedem Versuch wird sicherlich auch die Behandlungsmethode optimiert, sodass deine Voraussetzungen für eine Schwangerschaft gut sind. Manchmal klappt es nicht in einer und auch nicht in zwei Runden, aber da du dich überhaupt für eine Behandlung entschieden hast, stehen die Chancen besser als ohne. Du hast schon alles dafür getan, indem du zum Transfer gekommen bist und kannst dich jetzt zurücklehnen - der Rest ist jenseits von deinem Einflussbereich und wird sich in den nächsten Tagen zeigen.


Dabei kannst du dir folgendes vor Augen führen:

  • Du bist in den besten Händen. Wenn es eine Optimierungsmöglichkeit für deinen Fall gibt, dann wurde sie bereits angewendet oder wird angewendet werden, je mehr Erkenntnisse gefunden werden. Frage deine Klinik gezielt danach, was diesmal bessere Faktoren sind als letztes Mal (oder vor der Behandlung).

  • Du selbst und die Fachleute haben alles getan, damit das unbekannte Stück zwischen Transfer und Test so klein wie möglich wird.

  • KiWu ist eine Lotterie, ähnlich wie würfeln. Manchmal würfelt man gleich beim ersten mal die Sechs, manchmal braucht es mehr Versuche. Dabei macht niemand etwas falsch, sondern es ist einfach eine mathematische Gegebenheit.

  • Auch wenn der Versuch nicht klappen sollte: Du hast schon einen ganz wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan.

  • Es gibt schwierige Fälle, aber es gibt auch einfache oder sehr glückliche Fälle, bei denen es schnell klappt. Du kannst zu jeder dieser Gruppen gehören.

  • Setze dich nicht unnötig unter Druck, dich schwanger fühlen zu müssen. Es ist unmöglich, diesen Prozess mit den Gedanken beeinflussen zu können, er läuft jenseits deiner Kontrolle im Hintergrund ab. Es ist vollkommen okay, sich mal mehr und mal weniger schwanger zu fühlen. Es ist auch okay, sich Schritt für Schritt dieser Situation zu nähern.

  • Ab dem Moment des Transfers kannst du die Verantwortung abgeben - sie ist nicht mehr deine.

  • Eine positive Grundeinstellung hast du ja bereits, denn sonst hättest du den Versuch gar nicht gemacht.

  • Negative Versuche sind nicht unnötig oder verloren. Auch sie sind ein Schritt auf dem Weg zum Ziel, das manchmal einfach über Umwege erreicht werden kann.


Du möchtest eine individuelle Begleitung durch diese schwierige Zeit, von jemandem der wirklich versteht, wie sich diese turbulente Reise anfühlt? Du suchst nach konkreten Tipps, wie du die Wartezeit besser hinter dich bringst, oder wie du mit einem negativen Ergebnis besser umgehen kannst?


Nach 32 KiWu-Behandlungen kenne ich alle Fallstricke dieses Themas. Melde dich unverbidnlich bei mir für ein kostenloses Erstgespräch und erfahre mehr über mein einzigartiges 12-Wochen Programm, in dem du deine KiWu-Reise nochmal ganz neu angehen kannst.






 
 
 

Comments


Du möchtest keinen neuen Post verpassen?

Super! Gleich musst du kurz deine Mailadresse bestätigen, dann bist du auf dem Laufenden!

bottom of page