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Teil I Ende gut alles gut?: Schwangerschaft nach unerfülltem Kinderwunsch / Fehl- oder Totgeburt

Aktualisiert: vor 2 Tagen

In meinem Blog habe ich bereits einen Artikel zur Frage "Ende gut - alles gut?" geschrieben, wo es darum geht, dass nach der Geburt eines Kindes nach langem Kinderwunsch nicht einfach alles in Ordnung ist.


In diesem Artikel möchte ich den Fokus noch etwas mehr auf die Schwangerschaft legen und dir ein paar Tipps mitgeben, wie du leichter durch diese schwierige Zeit kommst. Ich selbst war damals total überfordert, weil ich zeitweise mehr Angst davor hatte, schwanger zu sein, als es nicht zu sein. Als es dann endlich so weit war, sogar noch mit Zwillingen, ging bei mir der Rollladen runter und die Monate, die dann folgten, waren noch viel schwieriger als die Kinderwunschzeit davor. Hätte ich damals schon ein bisschen gewusst, was auf mich zukommt, wäre es mir sicherlich leichter ergangen.


Rein medizinisch betrachtet bergen Schwangerschaften nach einer IVF-Behandlung ein höheres Risiko, zum einen weil es oft Mehrlingsschwangerschaften gibt, aber auch so gibt es bei diesen Schwangerschaften ein erhöhtes Fehlgeburtsrisiko. Die Betroffenen starten schon ganz anders in die Schwangerschaft, denn statt einer total unbeschwerten Zeit geht der Schwangerschaft ein langer Leidensweg voraus. Oftmals haben Betroffene schon einen oder mehrere Verluste, oder Rückschläge jeglicher Art erlitten. Was ihnen damit ein für alle Male genommen wird, ist das Gefühl einer unbeschwerten Schwangerschaft.


Es wird keine normale Schwangerschaft

Das Thema Schwangerschaft in in den letzten Jahren vor allem in den sozialen Medien zu einem Lifestyle-Thema verkommen, bei dem es nur noch um Gender Reveal Parties und die passenden Farbtöne geht, nur selten findet man authentische Darstellungen von nicht so perfekten Schwangerschaften. Schnell geraten Betroffene in das Dilemma, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, oder dass sie sich zu freuen hätten.


In diesem Moment ist es ein reiner Schutzmechanismus, dass sich die Freude evtl. noch nicht sofort einstellt, weil die Angst vor einem Verlust noch grösser ist. Folgende Hilfestellungen sind dann angezeigt:

  • Denke darüber nach, was für dich die Schwangerschaft bedeutet. Diesmal geht es nur um dich. Geht es vor allem um eine gesunde Geburt? Findest du Freude daran, bestimmte Meilensteine festzuhalten? Bist du eher der Typ, der Meilensteine offen kommuniziert oder behältst du deine Glücksmomente lieber für dich? Nur du bestimmst, wie eine Schwangerschaft für dich machbar ist und wie sie sich gut anfühlt - soweit das möglich ist.

  • Sei dir bewusst, dass es keine vorgeschriebene perfekte Schwangerschaft gibt. Vieles da draussen ist Fake und manch eine vermeintlich perfekte Frau hat auch ihre Leiden, Zweifel und Ängste. Es ist keine Schwäche, das zuzugeben. Es ist normal, denn eine Schwangerschaft ist eines der einschneidendsten Erlebnisse, die man haben kann. Wie auch immer deine Schwangerschaft werden wird - sie wird einzigartig.


Sobald die ersten paar Wochen vorbei sind, endet in der Regel das Angebot der Kinderwunschklinik und es geht nur mit den normalen Kontrolluntersuchungen weiter. Obwohl bei Risikoschwangerschaften mehr Untersuchungen von der Kasse bezahlt werden, können sich die Intervalle dazwischen wie Jahre anfühlen. Ansonsten gibt es kein spezifisches Angebot für Schwangere nach langem unerfüllten Kinderwunsch.

  • Wenn es dir hilft - gehe so oft zum Ultraschall wie du willst. Vielleicht musst du einige Untersuchungen selbst bezahlen, aber wenn sie dir Sicherheit geben, ist das sehr viel wert.

  • Du bist niemals eine schwierige, anspruchsvolle oder anstrengende Patientin. Auch wenn solche Untersuchungen für deine Ärztin Alltag sind - für dich sind sie es nicht. Jetzt musst du an dich und an dein Wohlbefinden denken, sei also gefasst auf eine unverständige Praxishilfe, aber nimm es dir nicht zu Herzen, wenn du zum dritten Mal einen Extratermin willst. Was ist schon ein Leben gegen einen Extratermin?

  • Suche dir zusätzliche Angebote zur Unterstützung: Psychotherapeutische Hilfe, Coachings oder den Austausch mit anderen Betroffenen.

  • Konsumiere soziale Medien nur selektiv: Bleibe auf Seiten, die deine Situation stützen und nicht schwächen. Befreie dich für eine gewisse Zeit von Einflüssen der "perfekten" Schwangerschaften, um dich nicht unnötig unter Druck zu setzen.


Auch das Umfeld kann zuweilen schwer zu handeln sein, denn das Umfeld sieht nur den positiven Schwangerschaftstest, ist evtl. froh, dass das Thema unerfüllter Kinderwunsch nun endlich in den Hintergrund gerückt ist und sieht sich gedanklich schon beim Kauf des Kinderwagens. Überschiessende Neugierde und toxische Positivität können für Betroffene schwer zu ertragen sein. Hier sind ein paar Sätze, die du sagen kannst, wenn jemand sich über deine Schwangerschaft äussert und es dir unangenehm ist:

  • Danke für deine Anteilnahme, aber ich bin gerade noch nicht so weit. Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen.

  • Ich muss mich einen Moment zurückziehen und auf meine Kräfte achten.

  • Ich fühle mich gerade überwältigt und kann jetzt nicht weiter darauf eingehen.


Im nächsten Artikel geht es dann um die erste Zeit mit dem Baby und um den Moment der Verarbeitung.


 
 
 

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