top of page

Vortrag Teil 1: Ich wollte alles richtig machen

Am 18. Oktober 2025 habe ich bei der Wish for a Baby Messe in Köln einen Vortrag zu folgendem Thema gehalten: 32 Kinderwunsch-Behandlungen - Manifestieren bis der Arzt kommt? Wie ich es geschafft habe, zu meiner eigenen Anwältin zu werden.


Den Vortragstitel habe ich deshalb gewählt, weil ich immer wieder gefragt werde, ob die Zahl 32 ein Druckfehler sei und wenn ich verneine, wie ich dies dann geschafft habe. In diesem dreiteiligen Beitrag greife ich den Vortrag als Blogbeitrag nochmals auf und ergänze ihn mit einigen Praxistipps für dich. Es ist wichtig, dass du alle drei Teile nacheinander liest, damit du den grössten Mehrwert durch die Tipps bekommst.


Als ich mit 25 Jahren Mama werden wollte, war für mich sofort klar, dass ich alles richtig machen will. Ich ernährte mich gesund, ging zum Yoga und ich wollte positiv denken, denn zu etwas anderem hätte es gar keinen Anlass gegeben. Die Monate zogen ins Land und ich wurde einfach nicht schwanger. Dann habe ich - rückblickend - der ersten Irrweg eingeschlagen, denn ich wollte noch mehr tun, um schwanger zu werden.


Heute weiss ich: Schwanger werden ist keine Leistung. Wir werden in unserem Leben viel zu oft daran gemessen, was wir tun, statt wer wir sind.

Man kann eine Schwangerschaft nicht aktiv beeinflussen, aber dazu später mehr. Ich begann also, meinen Alltag zu optimieren, indem ich gesünder ass, noch mehr meditiert habe und pedantisch auf jedes Detail achtete. Heute erkenne ich viele meiner Kundinnen in dieser Phase wieder; sie wollen alles richtig machen und geben sich richtig Mühe. Natürlich ist eine gesunde Ernährung wichtig, aber wenn man sich ein paar Prozent gesünder ernährt, ist das wiederum keine Garantie, dass es dann zu einer Schwangerschaft kommt. Gerade wenn man verschiedene Optimierungen kombiniert, bekommt man keine 100%-Garantie für eine Schwangerschaft, realistisch gesprochen noch nicht einmal für einen Bruchteil. Schnell kam ich an den Punkt, an dem ich nicht mehr verstand, warum ich nicht schwanger wurde. Schliesslich tat ich ja so viel mehr dafür, als alljene, die einfach so schwanger wurden. Irgendwann schien ich aus der Statistik zu fallen, obwohl ich gemäss anderen Statistiken wiederum gesünder lebte, als die Mehrheit der Bevölkerung. Wie geht das zusammen?


Dann gelangte ich auf den zweiten Irrweg, der mich schliesslich an den Punkt brachte, dass ich kurz vor dem Aufgeben war. Ich suchte mir Hilfe jeglicher Art, buchte Kinderwunsch-Coachings, Hypnose, Kinderwunsch-Yoga und ich liess meine Chakren ausgleichen und vieles mehr.


Was ich erst sehr viel später feststellte war, dass alle diese Angebote das Ziel hatten, dass ich leichter, schneller oder wie auch immer schwanger wurde. Dieses implizite Erfolgsversprechen liess mich jeden Monat aufs Neue verzweifeln, weil ich doch immer mehr dafür tat und sich trotzdem kein zweiter Strich einstellen wollte.

An dieser Stelle möchte ich nochmals besonders auf Frauen eingehen, da ihnen im Gegensatz zu Männern sehr viele Hilfestellungen angeboten werden, die im Grunde toxisch sind. In seine Mitte zu kommen, loszulassen oder Blockaden zu lösen implizieren alle gleichermassen, dass man erstmal ein Problem hat. Es wird einem also ein Defizit eingeredet. Dann muss man aktiv werden und etwas gegen seine Blockaden tun und erst dann kann man schwanger werden. Gerade kürzlich durfte ich eine Frau begleiten, die neun Fehlgeburten erlitten hat. Natürlich ist eine Frau in dieser Lage nicht mehr so locker drauf wie am Anfang, denn das würde bedeuten, dass sie ein gestörtes Gefühlsempfinden hat. Sie ist aber ein normaler Mensch.


Wenn es aus irgendeinem Grund mit der Schwangerschaft nicht klappt, so wie bei mir, sind solche Misserfolge Ende Monat umso grösser, wenn man das Gefühl bekommt, eine Leistung nicht erbracht zu haben. Dann finden solche Angebote nämlich keine Antwort, sondern projizieren das Problem zurück auf die Betroffene - weil sie nicht genug X oder Y gemacht hat. Wie diese destruktiven Muster genau aufgebaut sind, erfährst du im Detail in meinem Buch.


Die Situation spitzte sich in meinem Alltag immer weiter zu, da mein Leben nach aussen nicht weiter hätte von jenem nach innen abweichen können. Den ersten Teil dieser Serien möchte ich mit einem Tag abschliessen, der für mich zum Wendepunkt geworden ist. Es war ein Tag der absoluten Tiefpunkte. Er begann morgens mit einer gewonnenen Gerichtsverhandlung in einem aussichtslosen Fall gegen eine grosse Versicherung, den ich aber wider Erwarten gewann. Ich gewann ihn aber nur, weil ich übermässig viel dafür vorbereitet habe, was in einem normalen Alltag oft keinen Platz hat. Ich sass aber oft zuhause am Abend und vertiefte mich nochmals in meine Fälle (in der Freizeit wohl gemerkt), weil ich schlicht den Gedanken nicht ertrug, zu merken dass es ein weiterer Abend ohne Baby war. Ohne Baby in meinem Bauch, ohne schreiendes Baby, das herumgetragen werden wollte - oder ein weiterer Abend ohne Perspektive. Also stürzte ich mich in Fall um Fall und gewann viele, aber nicht weil es mich erfüllte oder interessierte, sondern weil ich keinen anderen Fluchtort mehr hatte als das Sofa - immerhin besser, als in dem leeren Kinderzimmer ein Büro einzurichten.


An dem besagten Tag verkündete eine Kollegin im Büro ihre dritte Schwangerschaft hintereinander, während ich schon Jahre um die erste kämpfte. Mein Rückzugsort war immer das Regal in der Blibliothek mit den Verwaltungsrechtsbüchern, weil ich wusste, dass mich da niemand findet und ich meinen Tränen freien Lauf lassen kann. Als hätte es noch nicht schlimmer kommen können, spürte ich auf der Toilette, dass auch dieser siebte oder achte ICSI-Versuch nichts geworden war. Als letzten Anker der Hoffnung hatte ich mir noch eine Packung Affirmationskarten eingepackt, die mich wenigstens ein bisschen aufheitern sollte. Mit letzter Kraft zog ich eine Karte: Embrace your Day. Was für ein Blödsinn, dachte ich mir und warf das Kartenset weg. Auch am Nachmittag gewann ich einen Fall, bei dem ich heute vergessen habe, worum es ging. Denn es interessierte mich nicht, aber mein ganzes Umfeld hatte das Gefühl, ich sei auf Karriere getrimmt und wolle bestimmt keine Kinder. Wenigstens das ersparte mir ein paar übergriffige Fragen hier und da.


Am Abend kam ich nach Hause, donnerte meine teuren Pumps in die Ecke und blickte im Bad einer Frau im Spiegel ins Gesicht, die ich hasste, verachtete und als ultimative Versagerin wahrnahm.

Was nützten mir Siege gegen Grossunternehmen, wenn ich nicht einmal die einfachste Sache der Welt hinbekam? Ich fühlte mich wertlos und alleine. Mein Leben war wie eine perfekt gespielte Rolle, für die ich nie einen Oscar bekam.


Dann blickte ich dieser Frau im Spiegel in die Augen und in diesem Moment wurde mir einiges klar....


...wie es dann weiterging und was ich geändert habe, erfährst du in der nächsten Ausgabe.



Tipps & Impulse für dich:

  • Meide Angebote, in denen dir ein Defizit oder ein Problem eingeredet wird - auch dann wenn sie schön verpackt sind und nett klingen. Du hast nichts falsch gemacht und musst nichts aufholen, nur damit du schwanger werden darfst. Ich bin überzeugt, dass jede Frau gut genug ist und es verdient, schwanger zu werden.

  • In den Medien sind Entspannungstechniken weit verbreitet. Diese richten sich aber an Menschen mit einem normalen Alltag. Unerfüllter Kinderwunsch ist eine psychische und physische Ausnahmesituation und kann mit ein bisschen ruhig Atmen und Yoga nicht geheilt werden. Wichtig: Empfehlungen zur Entspannung oder dergleichen ersetzen niemals eine saubere Diagnostik.

  • Eine Schwangerschaft ist keine Leistung. Es ist ein medizinisches Wunder, bei dem Milliarden von Schritten erfolgreich klappen müssen, damit die Schwangerschaft vollendet werden kann. Diese Schritte macht der Körper alleine, wir müssen ihn nicht permanent bearbeiten, um dorthin zu kommen.

  • Die schiere Fülle an Angeboten ist für Betroffene überwältigend. Es kann immer ein Vorteil sein, mehrgleisig vorzugehen, aber die ausgwählten Methoden sollten sinnvoll aufeinander abgestimmt sein.




 
 
 

Kommentare


Du möchtest keinen neuen Post verpassen?

Super! Gleich musst du kurz deine Mailadresse bestätigen, dann bist du auf dem Laufenden!

bottom of page