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Was ist die Seele? Ein Erklärungsversuch, der Trost spendet.

Ihr habt euch einen Beitrag zum Thema Seele gewünscht - ich liebe das Thema - hier ist er.


Aber bevor wir starten, muss ich ein bisschen früher beginnen. Als es mit einer Schwangerschaft einfach nicht klappen wollte, verspürte ich irgendwann eine Leere im Kopf, ein dumpfes Gefühl, weil ich nur noch über meinen Kinderwunsch nachdachte und für einen Moment wäre es mir schwer gefallen, zu sagen was ich eigentlich ohne den Kinderwunsch bin. Gleichzeitig stellten sich mir hunderte Fragen, einfache und schwere, und ich drehte mich dauernd gedanklich im Kreis. Es musste also etwas her, was mich auf andere Gedanken brachte, was mich gedanklich ausfüllte und mir im besten Fall noch Antworten lieferte.


Was früher mal ein entfernter Traum gewesen ist, wurde ganz schnell Wirklichkeit. Ich erinnere mich noch genau, dass es wieder ein Abend war, den ich eigentlich lieber abgehakt hätte. Es war ein Abend nach einer negativen IVF gewesen, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen geschmettert hatte: nicht schwanger. Wieder nicht. Ich war so genervt, so frustriert und ratlos, dass ich innert wenigen Minuten den Entschluss fasste, dass ich meinem Leben einen anderen Inhalt geben musste. Dabei gings mir keineswegs um einen Plan B (den habe ich nie zugelassen...), sondern einfach um eine andere Gewichtung meiner Lebensinhalte, bei denen etwas neues hinzukommen musste. Kurzerhand rief ich die Webseite der Universität auf und wollte mich über das Studienangebot informieren.

Der Haken oder besser gesagt der Tritt in den Hintern war, dass der Anmeldeschluss für das nächste Semester noch am gleichen Abend ablief.

Innert wenigen Minuten entschied ich mich für Philosophie, denn ich wollte das schwierigste und komplizierteste Fach wählen, das mich geistig hoffentlich nicht nur absorbieren (wie Mathe) würde, sondern mir im besten Fall noch Antworten auf meine drängenden Fragen lieferte.


Besonders jetzt nach dem Studium weiss ich, dass es noch mehr da draussen gibt, als wir sehen, spüren oder hören können. Das trifft nicht nur auf das Thema Seele zu, über das ich gleich schreiben werde, sondern auch auf die Tatsache, dass ich wenige Wochen zuvor einen neuen Job direkt neben der Uni angetreten hatte - damals noch ohne Gedanken, nochmal studieren zu wollen. Fortan verbrachte ich meine Mittagspause also in der Vorlesung, wobei mir auch die letzten Züge von Corona zugute kamen, da manche Vorlesungen aufgezeichnet wurden, sodass ich sie am Abend zuhause schauen konnte. In das Gebiet der Philosophie einzutauchen war die Ablenkung, nach der ich gesucht habe, die sonst langen Abendstunden ohne Baby verbrachte ich stattdessen mit einem komplizierten Buch, ich sass stundenlang an meinen Essays und Aufgaben und entdeckte eine völlig neue Welt für mich. Ich wurde nicht enttäuscht, denn das Studium lieferte mir sehr viele Antworten auf meine drängenden Fragen des Lebens und noch heute profitiere ich jeden Tag davon. Ob das die Seelen aufgegleist haben?


Bald durfte ich mich auch mit dem Thema der Seele befassen, das mich schon immer interessiert hat.


Bevor wir zu den Menschen kommen, lasst uns einmal kurz folgende Situationen anschauen: Hast du schon einmal ein Auto verkaufen müssen, dass du jahrelang besessen hast und dabei einen Abschiedsschmerz verspürt? Oder du warst auf einem alten Schiff und hast gespürt, dass das Schiff mehr ist, als nur ein Stück Metall? Ich habe eine Affinität zu alten Schiffen und als Seefahrerin ist man zwangsläufig ein bisschen abergläubisch, sodass man ein Schiff niemals auf seine Bestandteile reduzieren würde. Seefahrer pfeifen zum Beispiel nie, wenn ein Schiff vor Anker liegt, weil das die Seele des Schiffs verärgert und Unglück bringen kann. Noch schlimmer wäre es, einem Schiff einen neuen Namen zu geben, dann provoziert man förmlich, dass die alte Seele ihr Unwesen treiben wird. Man redet bei einem Schiff auch immer von "ihr", als wäre es eine ehrenwerte Dame, aber sicher nicht nur ein Haufen Metall. Gegenfrage: Was wäre, wenn man jedes einzelne Stück eines Schiffs nach und nach austauscht, ist es dann immer noch das gleiche Schiff? Was sich nicht ändert, ist seine Seele...


Jeder kennt auch die Audrücke, dass ein wunderschönes Musikstück einen tief in der Seele berührt hat, oder dass einem eine schreckliche Nachricht in der Seele weh getan hat. Trotzdem haben wir keine Schmerzen, dass wir zum Arzt gehen müssten. Was ist das also, die Seele?


(Übrigens: Die beiden Musikstücke, die mich am meisten in der Seele berührt haben, sind das Geigensolo aus dem Film Schindler's Liste und die 5. Symphonie von Gustav Mahler - IV Adagietto). Hör sie dir gerne mal mit guten Kopfhörern an, wenn du fünf Minuten ungestört die Augen schliessen kannst und schreibe mir gerne, ob sie auch dich in der Seele berührt haben. Nicht umsonst heisst es: Maler malen auf Leinwände. Musiker malen auf die Stille.


Was ist die Seele?

In der Philosophie gibt es zwei Meinungen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Monisten gehen davon aus, dass es nichts Geistiges gibt, dass also alles in der Welt körperlich ist. Selbst das kleinste Atom hat eine Ausdehnung. Gedanken erklären sie mit den heutigen Mitteln der Neurowissenschaft, wonach diese letztlich eine ganz individuelle chemische Zusammensetzung einzelner Moleküle im Gehirn darstellen. Dies kann man sich so vorstellen, dass je nach Art des Gedankens oder der Gehirnaktivität bestimmte Areale im Gehirn sichtbar gemacht werden könnten, wie dies beispielsweise bei einem MRI gemacht werden kann. Gedanken wären also nichts anderes als abermillionen unterschiedliche Abbilder im Gehirn, die einfach eine individuelle Zusammensetzung haben. Damit kann man aber nicht erklären, warum zwei Menschen, die eine genau gleiche Situation wahrnehmen, zwei unterschiedliche Gedanken erhalten. Weiter sind Gedanken ja auch geprägt von Erfahrungen und Emotionen. Was man damit auch nicht erklären kann, ist der Übergang von einem Gedanken zu einer physischen Handlung, wenn man beispielsweise eine Billardkugel auf dem Tisch liegen sieht, die sich von alleine niemals bewegen wird. Man muss also den Gedanken fassen, diese mit einem Queue anzustossen, aber dafür muss irgendwann der Gedanke in eine Bewegung umspringen, die mich am Ende zu einer Handlung bringt. Wo ist aber dieser Wendepunkt?


Die gegenteilige Theorie nennt sich Dualismus. Der Dualismus geht davon aus, dass es einen Körper und einen Geist gibt. Demnach gehört die Seele in den Bereich des Geistes, wobei auch dann noch nicht genau gesagt werden kann, wo der Übergang von beiden stattfindet. Hormone sind interessanterweise eine Art Vermittler zwischen Geist und Körper, da körperliche Veränderungen auf die Psyche schlagen können und umgekehrt, aber auch das vermag die Impulse zwischen den beiden Sphären nicht zu erklären.


Wenn wir uns fragen, was genau die Seele sein soll, dann müssen wir bei der Frage beginnen, wo die Seele anfängt. Hier gibt es keine richtigen oder falschen Antworten, das kann jeder für sich selbst bestimmen. Entsteht die Seele im Moment einer Befruchtung? Oder ist die Seele eine gesamte Masse, die immer existiert und von der im Moment der Entstehung des Lebens ein kleines Stück in einen bestimmten Körper gelangt? Ab wann hat ein Mensch eine Seele? Direkt danach stellt sich natürlich die Frage, was mit der Seele nach dem Tod geschieht.


In vielen Kulturen ist es üblich, dass man das Fenster öffnet, wenn jemand gestorben ist. So soll seine Seele den Weg in den Himmel finden.

Ist dann wirklich nur noch der Körper übrig, oder wird ein Teil der Seele auch mit beerdigt? Bleibt die Seele nach dem Tod bei den Angehörigen oder geht sie in den Himmel? Diese Fragen sind durchaus spannend, denn immer wieder hört man von "Begegnungen" wobei Menschen die Anwesenheit einer Seele verspürt haben - dies in Momenten, in denen es überhaupt keinen Zusammenhang mit der verstorbenen Person gab. Umgekehrt berichten auch viele von der Wahrnehmung einer Seele, gerade wenn es einen bestimmten Zusammenhang zu einer verstorbenen Person gibt, etwa wenn man sich ein Foto dieser Person anschaut. Ich finde immer Aufenthalte in alten Häusern ganz spannend, weil dann meine Fantasie mit mir durchgeht, welche Seelen hier noch alles unterwegs sind.


Auch negativ besetzte Konzepte existieren, etwa Spukgeschichten von Seelen, die es nicht ganz in die geistige Welt geschafft haben, weil sie zum Beispiel unter grausamen Umständen ums Leben gekommen sind, oder "verlorene" Seelen von Menschen, die ganz plötzlich aus dem Leben geschieden sind und sich mit ihrem neuen Ort im Jenseits nicht abfinden wollen.


Wenn wir noch ein bisschen genauer über die Eigenschaften der Seele nachdenken, dann können wir festhalten, dass man sie nicht sehen kann und dass sie keine Ausdehnung hat. Sie ist körperlich nicht fassbar und doch ist sie immer irgendwie mit der Präsenz des dazugehörenden Menschen verbunden.

Spannend ist in diesem Zusammenhang auch die in vielen Sprachen gemachte Unterscheidung des Himmels: Im Englischen gibt es den Ausdruck "sky" für den astronomischen bzw. meteorologischen Himmel, wohingegen "heaven" eher für den spirituellen Himmel steht. Warum bräuchte man eine spirituelle Bezeichnung, wenn es gar keine Seelen gäbe?


Fehlgeburten & Seele

Lange habe ich mich gefragt, wie ich mir die Seele vorstelle und wie ich mit diesem Konzept besonders in Bezug auf meine Fehlgeburten umgehen kann. Ich teile hier meine ganz persönliche Wahrnehmung, die keineswegs Anspruch auf Alleingültigkeit erheben soll. Viel mehr möchte ich damit einen Impuls vorstellen, dass die Existenz der Seele eine heilsame Erfahrung sein kann und einem helfen kann, mit Verlusten umzugehen.


Für mich ist die Seele ein geistiges Wesen, das im Moment der Befruchtung in individueller Form entsteht, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich die Seele bei der Entstehung jedes Lebewesens aus einem Art Gesamtkörper löst, sodass eine Seele auch Einflüsse oder Anteile von anderen, alten Seelen innehaben kann. Dies würde vielleicht erklären, warum man zu manchen Menschen eine so tiefe Verbindung spürt - wenn sie eben Seelenverwandte sind, oder warum einem manche Menschen so weise erscheinen.


Ich bin überzeugt, dass auch kleinste Wesen eine Seele haben, die vielleicht einfach ein bisschen zarter ist, als die Seele eines erwachsenen Menschen. Selbstredend haben für mich auch Tiere eine Seele.

Wenn ein Baby sich früh verabschiedet, hat mir die Vorstellung geholfen, dass die Seele einfach für ganz kurze Zeit bei uns hier auf der Erde in unserem Diesseits war. Danach bleibt ein kleiner Teil von ihr immer bei mir in meinem Umfeld (etwa so wie in meiner Aura) und ein anderer Teil ist im Himmel oben zusammen mit vielen anderen Seelen.

Obwohl ich rational betrachtet weiss, dass Sterne nur riesige Brocken im Weltall sind, ist für mich die Präsenz der Seelen im Himmel dennoch allgegenwärtig, sodass ich mich im Flugzeug ihnen irgendwie näher fühle, wenn ich einen Sonnenaufgang über den Wolken sehen darf. Für mich hat die Existenz der Seele etwas Ewiges, weil ich auch oft bei älteren verstorbenen Familienangehörigen das Gefühl habe, dass sie noch irgendwie da sind. Ich suche aber diesen Kontakt auch spezifisch, indem ich manchmal mit ihnen spreche, sie gedanklich mitnehme und so in meinen Alltag einschliesse, als wären sie noch ein kleines bisschen da.


Zu wissen, dass meine kleinen Seelen für immer irgendwie da sein werden, hat mir sehr viel Trost gespendet. Es ist, als ob sie mir niemand wegnehmen kann, als ob sie einfach ewig da sind und wir werden uns eines Tages in einer anderen Form wieder sehen.


Auch wenn ich viele alltägliche Faktoren des unerfüllten Kinderwunsches extrem rational sehe (was oft auch aus Selbstschutz so gekommen ist), ist das Konzept der Seele etwas sehr wertvolles für mich und ich bin in diesem Bereich gerne spirituell. Es gibt in unserem Universum noch so viel Unerforschtes, Unsichtbares aber doch Fühlbares, dass man auch sehr viel von diesen Zwischenwelten für sich annehmen kann, wenn es einem bei der Verarbeitung hilft.


Vielleicht hat mich auch meine Mutter in diesem Zusammenhang sehr geprägt, die als eines der bekanntesten spirituellen Medien Deutschlands einen aussergewöhnlichen Kontakt mit Seelen in der geistigen Welt aufnimmt. Während mir diese Fähigkeit völlig abgeht und ich mir nicht vorstellen kann, wie man mit fremden Seelen sprechen kann (das tut sie als Messenger für ihre Klienten), hat sie schon so viele Begegnungen erlebt, die einfach ohne die Existenz von Seelen nicht erklärbar wären. Sie verbindet sich in einem meditativen Wachzustand mit Seelen, die gerade da sind (für den Klienten) und kann dann über sie etwas erzählen, ohne dass sie irgendwelche Informationen dazu hat. Die Treffgenauigkeit ist so verblüffend, indem sie die Seelen beschreiben kann, zu Todesumständen oder Aussehen Stellung nimmt, dass es offensichtlich irgendeine Verbindung geben muss, auch wenn ich selbst diese in der Form noch nicht entdeckt habe. Meine Mutter sieht oft Dinge, die ein paar Tage später passieren und nimmt Menschen auf einer Ebene wahr, die sich mir nicht eröffnet. Das finde ich unglaublich spannend und schon die reinen Erzählungen darüber verursachen immer wieder Gänsehaut bei mir (schau mal hier: www.medium-freiburg.de)


Auch die heutige Forschung hat immer noch keine Antwort, was die Seele genau sein soll, aber würden wir ausschliesslich von dem Körper als rein physischem Objekt ausgehen, könnten wir einen Grossteil der Psychologie nicht erklären, die nachgewiesenermassen aber ihre Berechtigung hat.


Zu wissen, dass es da einfach noch etwas gibt, etwas was immer bei mir ist, was immer ein Teil von mir sein wird, was friedlich, wertungsfrei und ewig ist - ist für mich der heilsamste Gedanke überhaupt. Dies kann ich mit einem wunderschönen Zitat abschliessen, das ich einmal auf einem Grabstein gelesen habe:


Wenn die Zeit vorbei ist, dann beginnt die Ewigkeit.

 
 
 

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