Wie konntest du bei 32 KiWu-Behandlungen die Hoffnung nicht verlieren
- Anna Bergmann
- 21. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Wie hast du die Hoffnung nicht verlieren können? Das werde ich so oft gefragt, denn 32 Kinderwunsch-Behandlungen sind eine krasse Zahl. Ich bin aber ehrlich: Ich habe die Hoffnung verloren. Warum ich trotzdem weitergemacht habe, erzähle ich dir in diesem Beitrag.
Lass uns aber zuerst mal einen Blick auf die Hoffnung werden: Was ist das überhaupt?
Hoffnung ist ein Gefühl oder viel mehr eine bewusste Erwartung, dass etwas Gutes passieren kann bzw. dass ich eine Situation zum Besseren verändern wird.
Hoffnung liegt auch zwischen Wissen und Glauben. Wir wissen meistens, was die Eckdaten einer Situation sind, trotzdem wollen wir uns damit nicht zufriedengeben. Egal ob man gläubig im religiösen Sinne ist, oder einfach denkt, dass da noch „mehr“ sein kann: Wenn wir Hoffnung haben, dann berechnen wir ein, dass neben der tatsächlichen Situation noch ein Spielraum ist, worin sie sich verbessern kann, oder dass äussere Umstände hinzukommen können, die uns helfen.
Ist das nicht einfach Optimismus?
Umgekehrt gesagt würden wir von Pessimismus sprechen, wenn wir jedes Mal den Teufel an die Wand malen und davon ausgehen, dass alles immer schlecht enden muss. Aber ist Hoffnung das Gleiche wie Optimismus? Die Antwort ist nicht so einfach, denn Hoffnung ist nach meiner Auffassung nur in einem bestimmten Rahmen das Gleiche wie Optimismus.
Wenn wir unsere Situation schon recht gut einschätzen können, dann wissen wir was ist. As simple as that. Im Umkehrschluss heisst das, dass wir auch wissen, was nicht ist. Wenn wir dann den Weg von A nach B wenigstens zum Teil abschätzen können, können wir einerseits optimistisch sein, dass die Lösung eintreffen wird, oder wir haben eben die Hoffnung. Der Lösungsweg muss dafür aber genügend bestimmbar sein, mit anderen Worten muss eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehen, dass sich dieser auch realisieren wird.
Wenn zwischen der tatsächlichen Situation und der Wunschsituation aber mehr Unklarheit als Klarheit herrscht, dann kann Hoffnung auch zum Problem werden bzw. zur toxischen Positivität. Toxische Positivität ist mehr als nur Optimismus. Wenn man entgegen den Fakten (z.B. eine schwere medizinische Einschränkung) alles auf die Hoffnung setzt, obwohl es höchst ungewiss ist, ob sich unser Ziel erreichen lässt, dann endet die Hoffnung meist in einer Enttäuschung. Bei genauerem Hinsehen ist eine Enttäuschung das Ende einer Täuschung.
Genau so ging es mir auch. Ich habe in so vielen Runde einfach nur gehofft und wollte sicher sein, dass es diesmal klappt. Mit jeder Niederlage war ich enttäuscht, hatte das Gefühl dass ich mich selbst betrogen habe und der Fall auf den Boden der Tatsachen war umso tiefer. Je länger meine Versuche dauerten, desto mehr verschwand ich aus jeder vernünftigen Erfolgsstatistik und mir war klar, dass ich die Sache realistisch sehen musste. Es war zwar nicht ausgeschlossen, schwanger zu werden, aber dennoch sehr unwahrscheinlich. Ein Zufall, das Schicksal oder Murphys Law konnten mir schon noch zur Hilfe kommen, aber ich wollte mich darauf nicht verlassen. Anders gesagt: Kein vernünftiger Mensch würde heute ein Haus für sieben Millionen kaufen, die er eigentlich gar nicht hat, weil er einfach hofft, morgen im Lotto zu gewinnen.
Warum habe ich trotzdem weitergemacht?
Für mich war ein Versuch nach dem anderen ein ständiges Ausloten der Prioritäten. Für mich war klar, dass ich Mama werden wollte und ich weigerte mich schlicht zu akzeptieren, dass es „nicht sein sollte“, nur weil eine Statistik das sagte. Denn eines liess mich hellhörig werden: Obwohl Statistiken dies und das sagen, es konnte mir niemals jemand erklären, warum es bei uns nicht klappte. Keiner von uns hatte eine Diagnose, die ein Ausschlusskriterium gewesen wäre. Entsprechend akzeptierte ich einfach nicht, dass da Schluss sein sollte. Jedes Mal wägte ich von neuem ab, ob ein weiterer Versuch noch machbar war, oder nicht. Selbstverständlich musste ich alle Strapazen dazu miteinbeziehen und jeder Versuch war eine neue Gratwanderung. Trotzdem war das Weitermachen für mich immer noch das kleinere Übel, als nicht weiterzumachen. Dabei ging es aber längst nicht mehr um Hoffnung. Oftmals war mir schon direkt klar, dass auch dieser Versuch nichts werden würde, aber in Gedanken war ich schon bei der Abwägung des Nächsten. Es fühlte sich mehr an wie eine übergeordnete Kraft, die sich gegen die Ungerechtigkeit des Neins wehren wollte, aber Hoffnung war es sicher nicht.
Hoffnung hat etwas Diffuses und leider auch teilweise etwas toxisch Positives. Mit der Zeit hat es mir viel mehr geholfen, realistisch zu bleiben und nicht zu hoffen, sondern Schritt für Schritt zu schauen, ob ich weiter in die Richtung gehen möchte oder nicht, egal ob das Endziel schon feststeht oder nicht.
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