Teil 2: Der Wendepunkt - Von der bitteren Erkenntnis zu neuem Kampfgeist

Am 18. Oktober 2025 habe ich bei der Wish for a Baby Messe in Köln einen Vortrag zu folgendem Thema gehalten: 32 Kinderwunsch-Behandlungen - Manifestieren bis der Arzt kommt? Wie ich es geschafft habe, zu meiner eigenen Anwältin zu werden.

Den Vortragstitel habe ich deshalb gewählt, weil ich immer wieder gefragt werde, ob die Zahl 32 ein Druckfehler sei und wenn ich verneine, wie ich dies dann geschafft habe. In diesem dreiteiligen Beitrag greife ich den Vortrag als Blogbeitrag nochmals auf und ergänze ihn mit einigen Praxistipps für dich. Es ist wichtig, dass du alle drei Teile nacheinander liest, damit du den grössten Mehrwert durch die Tipps bekommst.

lies hier Teil 1

Teil 2

Ich blickte der Frau im Spiegel in die Augen und mir wurde einiges klar...

In diesem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass alle Hilfestellungen, die ich bisher in Anspruch genommen hatte, immer nur auf die Schwangerschaft abzielten. Sie zielten genau auf den einen Punkt ab, den man nicht beeinflussen kann.

Keiner der neun Milliarden Menschen auf der Welt kann einem eine Schwangerschaft versprechen - auch nicht der beste Reproduktionsmedizinier. Wenn überhaupt, dann sind es nur die Reproduktionsmedizinier, die überhaupt tragfähige und belastbare Aussagen über eine Wahrscheinlichkeit machen können. Mehr aber auch nicht.

In meiner bisherigen KiWu-Zeit hatte ich aber ausschliesslich auf schön verpackte Wohlfühl-Angebote vertraut, die mir alle auf die ein oder andere Art einreden wollten, ich hätte am Ende doch nur ein Mindset-Problem oder Blockaden usw.

Kinderwunsch ohne Stress gibt es nicht. As simple as that.

Ein paar Worte möchte ich an dieser Stelle noch zu Stress verlieren. Es existiert kein KiWu-Buch und kaum eine Beratung, die nicht Stressmanagement zum Inhalt hat. Aber auch das ist in vielen Fällen eine Mogelpackung. Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass Stress nicht hilft?

Aus heutiger Sicht - nach 34 KiWu-Behandlungen - unterscheidet sich mein Standpunkt signifikant von vielen anderen, seien es Ärztinnen oder andere Coaches, die selbst einmal unter unerfülltem Kinderwunsch gelitten haben oder auch nicht. Dass Stress nicht gut ist für die Fruchtbarkeit, das ist längst belegt und das bestreite ich auch gar nicht.

Die Realität ist aber, dass eine schwierige KiWu-Reise ohne Stress nicht existiert. Wer so etwas behauptet, lag noch nie mit gespreizten Beinen im OP-Raum, vielleicht beim 15. Versuch - und wusste in dem Moment nicht, ob die Kreditkarte einen weiteren Ultraschall noch verträgt.

Unerfüllter Kinderwunsch ohne Stress ist unmöglich. Tatsächlich fokussieren sich aber dutzende Coaching-Angebote ausschliesslich auf Techniken zur Stressreduktion. Das mag in einem normalen Alltag funktionieren, aber nicht mehr, wenn man schon beim 15. Versuch ist. Coaches, die selbst ein oder zwei Versuche im Urlaub gemacht haben, können demnach nicht abschätzen, wie gestresst jemand nach dem 15. Versuch ist. Ärztinnen, die jeden Abend gemütlich um 18 Uhr nach hause gehen schon zwei Mal nicht.

Statt Betroffene ständig auch noch mit dem Stress zu stressen, setzt man lieber im Alltag an und versucht, entsprechende Trigger gleich ganz zu vermeiden. Was passiert aber in vielen Beratungen? Betroffene sollen meditieren, Entspannungsmusik hören und so weiter, während der harte Alltag weiterhin völlig ungefiltert auf sie einprasselt. Das passiert, weil sie in einer schlechten Klinik sind, weil sie bei der Arbeit völlig ausgeliefert sind und vor lauter übergriffigen Kommentaren nicht mehr schlafen können und kein Sozialleben mehr leben. Und all das soll durch ein bisschen forcierte Entspannungsübungen verbessert werden können?

Ich blickte der Frau im Spiegel in die Augen und in dem Moment ging mir ein Licht auf: Warum liess ich mich von einem System hin und her werfen, aus der Bahn werfen, wenn ich doch in meinem eigenen Berufsalltag ständig Leute erfolgreich aus allen möglichen auswegslosen Situationen herausboxte? Warum begann ich nicht, meine Fähigkeiten endlich für mich selbst einzusetzen? Ich konnte keine Schwangerschaft herbeizaubern, aber ich konnte die anderen 99% meines Alltags erfolgreich beeinflussen. Dies würde ich nicht mit Symptombekäpfung tun, sondern indem ich die Bereiche gezielt anpackte.

Wie ich ab dann das Ruder herumgerissen habe, erfährst du im dritten und letzten Teil dieses Beitrags.

Tipps & Impulse für dich:

• Hilfsangebote sollten niemals den Eintritt einer Schwangerschaft zum Ziel haben. Das kann niemand seriöserweise vesprechen. Die einzigen direkten Einflussmöglichkeiten darauf hat deine KiWu-Klinik.

• Stress schadet der Fruchtbarkeit - das wissen wir alle. Leider zielen aber viele Angebote nur auf Stressminderungs-Tipps ab, die in einem normalen Alltag helfen. Unerfüllter Kinderwunsch ist eine maximale physische und psychische Belastung. Statt also einfach zu meditieren oder Yoga zu machen, muss es darum gehen, die wahren Trigger zu identifizieren und zu neutralisieren. Ein bisschen Yoga obendrauf führt sogar oft zu noch mehr Stress, weil man Y oder Y auch noch machen muss, wobei man die wahren Gründe aus den Augen verliert.

• Die Frage ist viel eher, was einen denn so stresst. Selten ist es das negative Ergebnis allein, sondern viele Hürden im Alltag, die sich durch den unerfüllten Kinderwunsch überhaupt erst ergeben.

• Der überwiegende Teil der KiWu-Patientinnen wird irgendwann schwanger - merke dir unbedingt diesen Satz! Alle diese Frauen sind gestresst, aber die meisten werden irgendwann schwanger. Stress ist also höchstens ein Mitgrund bzw. ein zusätzlicher negativer Faktor, aber niemals die Ursache für Unfruchtbarkeit.

• Bei vielen Patientinnen fehlt komplett eine Strategie und ihre Diagnostik ist lückenhaft. Dann sollte das oberste Ziel sein, dort eine Struktur hereinzubringen, statt unnötig Stress zu verursachen und nur diesen zu bekämpfen.

• Das Problem ist in den seltensten Fällen die Diagnose an sich, sondern der Weg, wie man dazu kommt.

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